Nord-Pas-de-Calais
Im hohen Norden Frankreichs liegt Nord-Pas-de-Calais, der belgischste Teil Frankreichs, nah an England, der Eurotunnel taucht hier bei Calais ins Meer und bis zum Film „Willkommen bei den Sch’tis“ galten die Bürger dieses Küsten- und Landstriches zumindest im Süden Frankreichs als verschrobenes, unverständliches, hinterwäldlerisches und widrigsten Witterungen ausgesetztes Völkchen.
Bis zum Film? Nicht ganz. Schon 2004 hatte die europäische Kulturhauptstadt Lille für einen gewaltigen Imagewechsel gesorgt. Nord-Pas-de-Calais war über Jahrhunderte Industriegebiet, die Tuchmacher sorgten noch vor der richtigen Industrialisierung dafür, dass so ziemlich jede europäische Macht offensiv Interesse an dem Gebiet anmeldete, erst spät wurde es Frankreich zugesprochen.
Mit dem Zusammenbruch vieler Industrien musste man in Nord-Pas-de-Calais auf Dienstleistungssektoren umschwenken, darauf wurde die einzigartige Mischung aus flämischer und französischer Kultur als touristisches Ziel entdeckt. Dabei hat das Gebiet vieles zu bieten.
Ende der 90er Jahre hat die UNESCO Belfriede, eigenwillige gotische Glockenturmbauten in zahlreichen Städten unter Denkmalschutz gestellt. Das nahe Meer lädt zum Urlauben ein und die Küche ist reichhaltig, äußerst nahrhaft und macht glücklich.
In Dunkerque (Dünkirchen) wird Karneval gefeiert wie sonst nur im Rheinland (im Nahen Douai gibt es im Sommer Umzüge mit Riesen, ebenfalls ein UNESCO-Erbe, das man erlebt haben muss). Die Stadt Dunkerque an der südlichen Nordsee ist im Zweiten Weltkrieg größtenteils zerstört worden, als über ihren Hafen 1940 mehrere hunderttausend Soldaten vor der vorrückenden Armee des Dritten Reichs erfolgreich nach England evakuiert wurden.
Das Meer ist bei Urlaubern sehr beliebt, die Stadt selbst bietet vor allen Dingen geschichtsinteressierten Besuchern ein Ziel. Ähnliches gilt für Calais, die Stadt gegenüber von Dover. Es gibt ein Kriegsmuseum, ein Modezentrum und die Möglichkeit, sich relativ preisgünstig einen Urlaub am französischen Strand zu gönnen. Tatsächlich nutzen die meisten Besucher Calais als Ort für den Transit.
Ein richtig schönes flämisches Städtchen mit vielen erhaltenen oder restaurierten Bauwerken ist das im Landesinnern gelegene Arras. Ein beeindruckender Marktplatz, gotisches Rathaus und Kathedrale, wunderschöne Gebäudeensemble und die Zitadelle von Arras, die als eine der Festungsanlagen von Vauban ebenfalls zum Welterbe der UNESCO zählt, sind mindestens einen Besuch wert.
Eine uralte Stadt, bereits zur Zeit der Römer existent, unter Karl dem Großen befestigt, ist Cambrai. Ohne die Weltkriege wäre auch dieser Ort an der Schelde sicher für seine historischen Bauten berühmt. Heute findet man vor allen Dingen Kriegsgräberstätten und einige hervorstechende mittelalterliche Bauten.
Der Name sagt es, Boulogne-sur-Mer ist wiederum eine Hafenstadt mit einer schönen Oberstadt, einer uralten Stadtmauer und dem berühmten großen Aquarium Nausicaä.