Die Pyrenäen
Grenzgebirge, Skigebiet, Naturreservate, Pilgerziele: die Pyrenäen sind ein Reiseziel der Extreme. Größtenteils in Spanien liegend bilden sie den Übergang nach Frankreich – und nach Andorra. Hier gibt es noch richtige Schäfer, hier gibt es eine Wildheit, die man in Europa normalerweise nur an der See oder in der Nähe von Vulkanen erlebt und der Mensch wirkt nicht wie ein Herrscher, sondern eher wie einer, der sein Recht auf Teilhabe immer wieder ertrotzen muss.
Es gibt Orte, die muss man einfach mal erlebt haben, dazu gehört sicher der Nationalpark Pyrenäen, einer von drei großen Parks im Gebirge, der einzige auf französischer Seite, der auf spanischer Seite ergänzt wird. Die Hochpyrenäen sind extrem dünn besiedelt, hier sind die großen Geschehnisse der europäischen Geschichte, die Industrialisierung, der Massentourismus oft vorbeigegangen, an den Rändern haben sich seltene europäische Sprachen erhalten und wenn man sich an die Geschichte Andorras anguckt, kann man auf die Idee kommen, dass nie jemand wirklich Interesse gezeigt hat, das kleine Hochtal zu beherrschen – die Lage macht die Unabhängigkeit.
Es gibt in den Pyrenäen zahlreiche auf die Bedürfnisse von sanften und Individualtouristen spezialisierte Anbieter, es gibt zahllose Wanderrouten und der Mensch hat in vergangenen Jahrhunderten mit der Natur um die Wette spektakulär gebaut. An wenigen Stellen Europas wirken mittelalterliche Bauten so glaubwürdig und aktuell wie hier.
Ein guter Ausgangspunkt für eine Expedition in die Pyrenäen von Frankreich aus ist die Sportstadt Pau, man kann aber auch den Pfaden der Jacobspilger folgen (der führt über das schöne Aspetal zum Col du Somport und ist ein besonderes Erlebnis der Abgeschiedenheit) oder nach Lourdes ziehen, wo jedes Jahr viele Millionen Gläubige die Heilquelle der heiligen Grotte aufsuchen.
Ein wunderschöner Ort sind auch die Felsen des Cirque de Gavarnie, ein Talkessel, in den die nach ihm benannten Wasserfälle mehr als 400 Meter in die Tiefe rauschen – Rekord für Europa. Wichtige Flüsse Frankreichs wie die Garonne entspringen hier in den Pyrenäen, haben Täler in die Berge gefräst, die Menschen haben sie als Lebensadern genutzt, haben sich an ihnen hochgeforscht: manchmal sind die Flüsse auch unterirdisch geflossen. Die größte so entstandene Höhle Europas heißt Lombrives, man erreicht den gewaltigen Komplex über das winzige Dorf Ussat in der Nähe von Andorra.