Die französischen Inseln
Wer an französische Inseln denkt, der denkt an Korsika oder ist ganz schlau und denkt an eines der Überseedépartement. Aber es gibt mehr Inseln, viel mehr sogar, da gibt es den verlandeten Mont-Saint-Michel in der gleichnamigen Bucht an der Mündung des Couesnon (weniger bekannt ist das im Frühling und Frühsommer streng geschützte Inselchen Tombelaine ebendort), es gibt die vielen hundert Felsen rund um die Bretagne, die meerumspülten Leuchttürme im Ärmelkanal und einige weitere geschichtsträchtige Eilande in Mittelmeer und Atlantik.
In der Nähe von Toulon liegt Hyères, ein schnuckeliges Paradies für Surfer im frischen Mistral. Im Hinterland beginnt das Massif des Maures, der Gebirgszug an der Côte d’Azur taucht im Meer noch einmal in Form vierer sehr ungleichgroßer Inseln auf, Îles d’Hyères genannt. Hier gibt es einen Meeresnationalpark, zahlreiche Wanderwege, ruhige Traumstrände, eine großartige Natur, Restaurants und Hotels.
Auch vor Cannes liegt ein Inselquartett, Îles de Lérins genannt. Während die beiden kleineren mal gerade groß genug für einen Sportplatz, sind die anderen beiden, ebenfalls nicht besonders riesig, dicht bebaut. Auf der Île Saint-Honorat ist bereits im fünften Jahrhundert ein Kloster gegründet worden. Honoratus von Arles, der in Griechenland in einer Einsiedelei gelebt hatte, gründete hier eine Zuflucht für ihm gleichgesinnte, sehr asketisch lebende Glaubensbrüder. Nebenan liegt die Île Sainte-Marguerite, die Schwester von Honoratus von Arles unterhielt hier ein Frauenkloster. In der Neuzeit war die Insel lange ein staatliches Gefängnis mit einer mächtigen Festung, in deren Mauern unter Ludwig dem XIV. unter anderem der Mann mit der eisernen Maske sein trauriges Dasein fristete, der so wichtig war, dass man ihn nicht nur auf einer einsamen Insel einkerkerte, sondern dazu eine Maske schmiedete, die seine wahre Identität bis heute zu verschleiern wusste, nicht aber seinen Einzug in die Weltliteratur zu verhindern. Ganz im Gegenteil. Es gibt Romane, Filme, Gedichte, Lieder über ihn und dutzende durchaus spannender Hypothesen zur Wahrheit.
Auch Marseille hat sein Quartett: das Archipel du Frioul. Das liegt in Sichtnähe der Metropole und besteht im Kern aus einer bewohnten Doppelinsel und einer von Wasser umgebenen Gefängnisfestung – für die französische Herrscher ein Faible gehabt haben müssen. Die Château d’If ist ebenfalls literarisch bearbeitet worden, Alexandre Dumas nutzt die Festung in „Der Graf von Monte Christo“, auch eine „French Connection“ nimmt hier ihren Ausgang.
Ein komplett anderes Lebensgefühl besteht auf den Îles Chausey vor Granville in der Normandie. Sie sind klein, grün und geschützt, werden von vorwiegend wohlhabenden Häuscheninhabern sommers bewohnt, den Fährverkehr übernehmen alte, gut gewartete Boote ab Granville.
Sehr hübsch sind auch die Îles Bréhat im Ärmelkanal vor der Bretagne. Teilweise unbewohnt, teilweise privat genutzt ist die namensgebende Insel des Archipels gerade einmal drei km² groß und beherbergt ein kleines Dorf, das auch auf Touristen wartet.
Nicht weit von der Mündung der Loire liegt Île de Noirmoutier, eine Kartoffelanbau-, Salzgewinnungs- und Austernzuchthochburg, 20 Kilometer lang und mit einem reichen Angebot für urlaubende Gäste.